Reiseziel:München ist bei Touristen beliebter denn je

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Touristen schauen das Glockenspiel am Münchner Marienplatz an. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Mehr als 15,6 Millionen Übernachtungen hat es im vergangenen Jahr in der Stadt gegeben.
  • 2018 werden 18 Hotels mit knapp 7000 Betten eröffnet, im kommenden Jahr werden voraussichtlich sieben neue Hotels mit 1700 Zimmern folgen.
  • Der Großteil der geplanten Eröffnungen konzentriert sich auf das mittlere und gehobene Segment.

Von Anna Hoben

Oktoberfest Schnäppchen", lockt das Angebot im Internet, "2 Tage im top 4* Hotel für 47 Euro". Na gut, das Hotel liegt fast in Solln. Na gut, es handelt sich um ein Zimmer mit zwei Doppelbetten für vier Leute, 189 Euro pro Nacht. Aber so viel ist sicher: Jemand wird es buchen. Der Münchner Hotelmarkt boomt, und das gilt nicht nur für die Oktoberfest-Zeit.

Mehr als 15,6 Millionen Übernachtungen hat es im vergangenen Jahr im Beherbergungsgewerbe gegeben. Dazu zählen Hotels, Hotel garnis, Pensionen, Gasthöfe und Campingplätze; Übernachtungen in Privathaushalten über Onlineplattformen wie Wimdu oder Airbnb sind nicht mit eingerechnet. Das entspricht einem Wachstum von 11,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2016.

Laut einem aktuellen Marktbericht der Immobilienberatungsfirma Dr. Lübke & Kelber ist die Zahl der Übernachtungen an keinem anderen der deutschen Top-10-Hotelstandorte in diesem Zeitraum so stark angestiegen. Zu den Top 10 zählen die Experten jene Städte, in denen es die meisten Übernachtungen gibt: Berlin, München, Hamburg, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Dresden, Stuttgart, Nürnberg und Leipzig.

In München lagen demnach insbesondere in den Sommermonaten 2017 die Zahlen deutlich über den Vorjahreswerten. Auch das Oktoberfest, das im vergangenen Jahr zwei Tage länger dauerte als sonst, zog mehr Besucher an. Die höchste Bettenauslastung gab es mit 70 Prozent von Juli bis September, im Januar hingegen war im Durchschnitt nicht einmal jedes zweite Bett belegt.

"Der Städtetourismus boomt deutschlandweit, die Nachfrage ist ungebrochen", sagt Daniela Bense, die bei Dr. Lübke und Kelber für die Studie mitverantwortlich ist. Bei Großevents wie dem Oktoberfest könnten zwar "die Kapazitäten irgendwann am Ende sein", mindestens für die nächsten zwei bis drei Jahre rechnet sie für München aber weiterhin mit Wachstumsraten von fünf bis zehn Prozent.

Fast die Hälfte aller Übernachtungen entfielen auf internationale Gäste. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen wiederum kamen aus dem europäischen Ausland. Den größten Anteil ausländischer Gäste machten mit knapp 13 Prozent Besucher aus den USA aus. Die zweitgrößte Gruppe sind Urlauber aus den arabischen Golfstaaten. Unter den europäischen Gästen ragen Briten, Italiener und Schweizer mit den meisten Übernachtungen hervor. Prozentual am meisten gestiegen ist die Anzahl der Übernachtungen russischer Gäste. Im Durchschnitt blieben die internationalen Gäste 2,2 Tage in München, bei deutschen Gästen waren es 1,9 Tage.

Auch im Luxussegment ist die Auslastung angestiegen

Besonders beliebt sind Kettenhotels, sie waren 2017 zu 76 Prozent ausgelastet. "Sie kommen vor allem bei jüngeren Reisenden bis etwa 40 Jahren gut an", sagt Daniela Bense. Nach dem Motto: "Man hat in der einen Stadt schon schön gewohnt, also wird man es in der nächsten auch." Am besten gebucht waren Hotels im günstigeren und mittelpreisigen Budget- und Economy-Segment.

Im Luxussegment ist die Auslastung leicht angestiegen. Insgesamt sind die Preise in den meisten Bereichen etwas günstiger geworden. Im Schnitt war ein Zimmer für 114 Euro zu haben, drei Prozent weniger als 2016. Insgesamt müssen Gäste jedoch für eine Übernachtung in München immer noch viel Geld bezahlen, teurer ist unter den verglichenen Städten mit einem Durchschnittspreis von 118,80 Euro pro Zimmer nur Düsseldorf.

Dass das Wachstum weitergeht, zeigen die jüngsten Münchner Zahlen. Mit rund 3,4 Millionen Übernachtungen im ersten Quartal 2018 ist das Beherbergungsgewerbe gegenüber den ersten drei Monaten im Vorjahr nochmals um rund zwölf Prozent gewachsen. Für das ganze Jahr sagt Dr. Lübke und Kelber eine Steigerung von sieben Prozent voraus. Und es kommen ständig neue Betten hinzu. 2017 wurden insgesamt elf Hotelneueröffnungen gezählt, mit 4000 Betten.

Für dieses Jahr rechnet der Marktbericht mit weiteren 18 Hotels mit 7000 Betten. Im kommenden Jahr würden sieben neue Hotels mit 1700 Zimmern erwartet. Der Großteil der geplanten Eröffnungen konzentriere sich auf das mittlere und gehobene Segment. Für das Jahr 2020 und darüber hinaus seien bisher fast nur neue Projekte im Luxussegment bekannt, etwa das Fünf-Sterne-Hotel Karl in der Karlstraße und das Rosewood Hotel in der alten Bayerischen Staatsbank in der Kardinal-Faulhaber-Straße.

Wie viele Gästeübernachtungen gibt es pro Einwohner? Und wie viele Gästebetten kommen auf 100 Einwohner? Auch das haben die Experten sich angeschaut. Ersteres bezeichnen sie als Tourismusintensität, zweiteres als Bettendichte. Das Ergebnis: In beiden Kategorien belegt München im Vergleich der Top-10-Hotelstandorte den zweiten Platz. So kommen in der bayerischen Landeshauptstadt fünf Gästebetten auf 100 Einwohner, in Frankfurt sind es sieben. Und auf jeden Einwohner Münchens kommen im Jahr 10,7 Übernachtungen. Auch das toppt nur Frankfurt.

© SZ vom 23.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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