Zum Inhalt springen

Überfülltes historisches Zentrum Touristen müssen für Altstadtbesuch in Venedig künftig reservieren

»Der Tourismus in Venedig geht wieder los«, twittert der Bürgermeister der Stadt – und will die Lage nicht wieder eskalieren lassen. Durch Ticketbuchungen sollen Besucherströme bald »in Echtzeit« nachvollziehbar werden.
Markusplatz in Venedig: Buchungspflicht für Altstadtbesuch soll im Sommer eingeführt werden

Markusplatz in Venedig: Buchungspflicht für Altstadtbesuch soll im Sommer eingeführt werden

Foto: Massimiliano Clari / EyeEm / Getty Images

Die vergangenen Sommer waren mau für die venezianische Tourismusbranche. Den Einwohnern der Lagunenstadt verschaffte die Coronaflaute eine Atempause vom unaufhörlichen Besucheransturm – doch schon zu Ostern kamen wieder Hunderttausende. Der Polizeichef sprach angesichts des Zustroms von »Delirium«.

Venedig will die Lage aber nicht wieder eskalieren lassen: Verantwortliche planen, im Sommer eine Buchungspflicht einzuführen, Touristen müssen dann ihren Ausflug in die Altstadt vorab online reservieren – zunächst kostenlos. Ab 2023 sollten Besucher dann ein Ticket kaufen, um die auf dem Wasser liegenden Teile wie das historische Zentrum besichtigen zu können, sagte der Tourismusbeauftragte Venedigs, Simone Venturini, der Deutschen Presse-Agentur.

Ab wann die Onlinereservierung nötig sei, wolle die Stadt in den kommenden Wochen mitteilen. Damit will die Kommune besser vorausplanen können, wie viele Menschen sich in der Stadt aufhalten werden.

Rund um Ostern bildeten sich laut Medienberichten an den beliebten Sehenswürdigkeiten wie dem Markusdom lange Schlangen. Die Hotels waren laut der Zeitung »Corriere della Sera« so gut gebucht, dass der Chef der örtlichen Hoteliersvereinigung, Claudio Scarpa, sagte, man könne »dank dieses Umsatzes die aufgelaufenen Schulden, Lieferanten und Gehälter bezahlen«.

»Der Tourismus in Venedig geht wieder los«, schrieb auch Bürgermeister Luigi Brugnaro am Ostermontag auf Twitter. »Heute haben viele verstanden, dass eine Buchung für die Stadt der richtige Weg für ein ausgewogenes Tourismusmanagement ist«.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von X.com, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Das Ticket für 2023 ist vor allem für Tagesausflügler zum Unesco-Weltkulturerbe wichtig. Wer ein Hotel in Venedig bucht, soll sich laut Venturini nicht darum kümmern müssen. Stadtbewohner bräuchten das Ticket sowieso nicht. Ziel ist laut der italienischen Agentur Ansa, immer in Echtzeit zu wissen, wie viele Menschen sich gleichzeitig im historischen Zentrum bewegen. »Wir werden die Ersten in der Welt sein, die dieses schwierige Experiment durchführen«, sagt Brugnaro.

Viele der Venezianer sind seit Jahren über den Massentourismus in der »Serenissima« verärgert. Während der Coronapandemie brachen die Besucherzahlen deutlich ein, doch die Forderung wurde laut, in Zukunft die Touristenströme besser zu kontrollieren.

Der Präsident von Venetien, Luca Zaia, fordert laut Ansa, dass den Worten auch Taten folgen. »Touristen sind bei uns immer willkommen und stellen kein Problem dar, aber jedes Frühjahr wird die Debatte über die Verwaltung des Zugangs zu Venedig neu eröffnet«, sagte er. Es werde schon zu lange darüber diskutiert und »wir müssen eingreifen, wir dürfen keine negativen Auswirkungen auf die Stadt haben«.

abl/dpa