Tourismus
Mit Pilotprojekt: Luzern will wissen, wann sich Touristen wo befinden

Das Pilotprojekt startet diesen Sommer. Luzern Tourismus versucht sich damit in Sachen Besucherlenkung.

Matthias Stadler
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2025 erwarten die Verantwortlichen von Luzern Tourismus wieder Besucherzahlen wie vor der Pandemie. Das sagten Verwaltungsratspräsident Martin Bütikofer und Tourismusdirektor Marcel Perren am Mittwoch an einem Medienanlass in Luzern. Das aktuelle Jahr bezeichnete Marcel Perren als «Übergangsjahr. Es gibt viele gute Zeichen und wir sind verhalten zuversichtlich.»

Touristinnen und Touristen in Luzern auf der Kapellbrücke.

Touristinnen und Touristen in Luzern auf der Kapellbrücke.

Bild: Nadia Schärli
(18. Mai 2022)

Wenn Luzern dereinst wieder von so vielen Touristen besucht wird wie vor Covid-19, wird auch der Übertourismus wieder ein Thema sein. Dessen sind sich auch die beiden Tourismusförderer bewusst. Sie wollen deshalb proaktiv in die Debatte eingreifen. Mit einem Pilotprojekt soll im kommenden Sommer herausgefunden werden, wann sich die Touristen wo an den neuralgischen Stellen in der Stadt aufhalten.

An mehreren Standorten, etwa bei der Kapellbrücke, am Schwanenplatz und beim Löwendenkmal, sollen die Besucherfrequenzen gemessen und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Ziel ist, mehr über die Besucherströme zu erfahren und diese in Zukunft auch besser zu lenken.

Mit Attraktionen Gäste im Winter nach Luzern locken

Überhaupt ist Luzern Tourismus die Besucherlenkung ein grosses Anliegen. «Wir versuchen, die Gäste über das gesamte Jahr besser zu verteilen», sagte Marcel Perren am Anlass. Das Ziel sei, dass die Gäste auch im Winterhalbjahr nach Luzern kommen. Mit verschiedenen Attraktionen, etwa dem Eisfeld vor dem KKL oder dem Lichtfestival Lilu, soll das erreicht werden.

Zudem wollen die Verantwortlichen vermehrt auf Qualität statt Quantität setzen. Das Problem ist laut Marcel Perren jedoch: «Wenn man in Luzern fünf Leute fragt, was sie unter Qualitätstourismus verstehen, erhält man fünf verschiedene Antworten.» Klar sei, dass Touristen länger in Luzern verweilen sollen. «Luzern soll wieder ein Ausgangsort und nicht mehr ein Durchreiseort sein», sagte der Tourismusdirektor.

Heute bleiben die Gäste im Schnitt 1,82 Nächte in Luzern. Diesen Wert will man auf 2 erhöhen. Gerade Interlaken zeige, dass das nicht unrealistisch sei. Martin Bütikofer: «Uns ist wichtig, dass wir aufzeigen können, dass man von Luzern aus auch viele Ausflüge machen kann.» Denn dann würden die Touristen länger in der Region bleiben. Doch gab Perren auch zu, dass man dieses Ziel schon lange habe, der Erfolg aber bescheiden sei.

30 Influencer kommen nach Luzern

Angesprochen wurde am Medienanlass auch der Fachkräftemangel in der Gastronomie und in der Hotelbranche. «Wir haben während der Pandemie Hunderte Leute verloren. Viele arbeiten heute etwas anderes, manche sind auch zurück in ihr Heimatland gegangen», sagte Verwaltungsratspräsident Bütikofer. «Wir müssen wieder mehr junge Talente begeistern.» Denn der Mangel an ausgebildeten Arbeitskräften sei akut. «Da müssen wir in Zukunft besser hinschauen», gab sich Bütikofer selbstkritisch.

Ein anderes Thema war die Zusammenarbeit mit sogenannten Influencern. Also mit Gästen, die Reisedestinationen auf Online-Plattformen wie Instagram in ein gutes Licht rücken und damit wiederum andere Leute an diese Destination locken. Ende Juni kommen laut Perren 30 solcher Influencer in die Stadt. Die Tourismusverantwortlichen sind sich aber auch bewusst, dass Reisebeiträge von Influencern auch problematisch sein können. «Es kann Dynamiken annehmen, die kaum mehr steuerbar sind», sagte Martin Bütikofer. Es gibt weltweit Dutzende Beispiele von zuvor eher unbekannten, aber malerischen Orten, die nach einem Beitrag auf sozialen Plattformen von Heerscharen von Touristen heimgesucht wurden. Ob dem Übertourismus damit gedient wäre, sei dahingestellt.

Video: PilatusToday/Tele1