Ab jetzt kostet es 5 Euro pro Tag: Diese beliebte Stadt in Italien verlangt jetzt Eintritt von Touristen

24. April 2024 15:12 Uhr von Redaktion all-in.de
Viele europäische Städte sind echte Touristen-Magnete. Ein weltberühmter Hotspot hat jetzt genug vom Overtourism - und verlangt ab sofort von Tagesbesuchern Eintritt.
nordphoto, Straubmeier, imago

Viele europäische Städte sind echte Touristen-Magnete. Ein weltberühmter Hotspot hat jetzt genug vom Overtourism - und verlangt ab sofort von Tagesbesuchern Eintritt.

Viele Städte ächzen unter dem Massentourismus. Vor allem Städte, die auch mit dem Kreuzfahrtschiff gut erreichbar sind, leiden unter den Strömen an Besuchern.

Eine Stadt zieht daraus jetzt Konsequenzen: Venedig. Wer zwischen 8.30 Uhr und 16 Uhr als Tagesurlauber kommt, muss ab sofort fünf Euro zahlen. Damit endet ein schier ewig dauernder Streit der Venezianer untereinander, und es beginnt ein weltweit einzigartiges Experiment, das in anderen überlaufenen Reisezielen genau beobachtet wird.

Overtourism, wie das die Fachleute nennen, richtet auch in Städten wie Amsterdam, Barcelona oder Dubrovnik inzwischen beträchtlichen Schaden an. An Straßen und Gebäuden, aber auch in der Gesellschaft. Der ewige Trubel und die hohen Preise bringen viele Leute dazu, ihre Heimat für immer zu verlassen.

In Venedig lässt sich das schon längere Zeit beobachten: In der Altstadt leben aktuell noch 48 997 feste Einwohner, davon die meisten im Rentenalter. Vor ein paar Jahrzehnten waren es noch 175 000. Dafür gibt es mehr als 50 000 Gästebetten. Schon jetzt, weit vor der Hochsaison, ist in den engen Gassen rund um Markusplatz und Rialtobrücke kaum noch ein Durchkommen.

Venedig verlangt jetzt Eintritt von Touristen 

An manchen Tagen sind in der Stadt mehr als 100 000 Touristen unterwegs. Alles in allem waren es vergangenes Jahr wohl um die 15 Millionen. In einem Kontrollzentrum auf der Tronchetto-Insel am Bahnhof wird der Besucherstrom auf riesigen Bildschirmen überwacht. Die Kameras hängen in der gesamten Stadt. So leicht entgeht den Ordnungshütern nichts.

Den schlimmsten Ruf haben die Kreuzfahrt-Touristen mit Namensschild, die herdenweise hinter einem Wimpel herlaufen, sowie Tagesurlauber, die kaum länger bleiben und peinlich genau aufs Geld schauen. Der Gondoliere Andrea Gianello (27) klagt: "Die kommen morgens mit dem Zug vom Festland, haben im Rucksack Wasserflasche und selbst geschmierte Butterbrote dabei. Damit halten sie dann bis zum Abend durch. Alles, was wir von ihnen haben, ist ihr Müll."

Nun müssen Kurzzeit-Besucher fünf Euro contributo di accesso (Zugangsbeitrag) zahlen, durchgehend vom 25. April bis zum 5. Mai und dann mit einer einzigen Ausnahme an allen Wochenenden bis Mitte Juli - insgesamt 29 Tage, an denen der Betrieb erfahrungsgemäß besonders groß ist. Das funktioniert, indem man sich übers Internet einen QR-Code besorgt und aufs Handy lädt. Andernfalls werden 50 bis 300 Euro Strafe fällig. Noch vor dem Start haben sich mehr als 130 000 Leute bereits einen Code besorgt.

Kontrolliert wird insbesondere am Bahnhof und an den wichtigsten Anlegestellen der Boote wie dem Markusplatz. Ausgenommen sind Einheimische, Pendler und Kinder unter 14. Übernachtungsgäste brauchen ebenfalls einen Code, bekommen den aber vom Hotel oder vom Vermieter umsonst. Bei den Hoteliers allerdings ist die Gebühr wenig beliebt, weil sie zusätzliche Arbeit macht. Viele reden von "Schikane". 

Nächstes Jahr höhere Preise?

Offiziell ist alles bislang nur ein Versuch: Über den 14. Juli hinaus gibt es noch keine Termine. Doch kaum jemand erwartet, dass die einmal eingeführte Gebühr rückgängig gemacht wird, wenn das alles halbwegs funktioniert. Wahrscheinlicher ist, dass künftig an mehr als 29 Tagen Geld verlangt wird, und dann möglicherweise auch gestaffelt nach Belastung. 

Bürgermeister Brugnaro deutete das auch schon an: "Am Ende des Jahres werden wir Bilanz ziehen und unser Ziel anpassen, indem wir die Preise für die meistgebuchten Termine vielleicht anheben." Vielleicht werden für Venedig dann keine fünf Euro mehr fällig, sondern zehn, zwanzig oder mehr. So wie in den großen Museen.